Endlich, unendlich
Hintergrund dieses Projektes war, dass die Kinder und Jugendlichen, unabhängig ihrer Herkunft, Kultur und Mentalität sich unbefangen einbringen sollten. Die von der Herkunft her resultierenden Unterschiede und den daraus bedingten Vorgehensweisen sollten dazu dienen, von dem anderen zu lernen und sich zu ergänzen, eine Gemeinsamkeit zu entwickeln. Ebenfalls sollte vermittelt werden, dass eine Gemeinsamkeit, sich gegenseitig zu stützen, zu ergänzen, den alltäglichen Umgang, manchmal auch Kampf, im Schulalltag, im eigenen Zuhause, auf der Arbeitsstelle, in der Freizeit, etc., die Bewältigung der Alltagsprobleme erleichtert.
Rückblickend kann festgestellt werden, dass sich die 90 Kinder der Klassenstufe 8 der Nelson Mandela Oberschule sich sehr für dieses Projekt engagierten. Es konnte vermittelt werden, dass Toleranz untereinander, der menschenwürdige Umgang miteinander die Basis für ein friedliches und sinnvolles Leben sein kann.
Am Anfang des Projektes fand ein Besuch im Ethnologischem Museum in Dahlem statt. Zielsetzung war hier die Besucher mit den unterschiedlichen Kulturen und Bräuchen bekannt zu machen. Zur Unterstützung wurden afrikanische Gesänge und Spiele vorgeführt, an denen sich sogar gleich einige Schüler beteiligten. In der nach dem Museumsbesuch folgenden Diskussion kristallisierten sich folgende Themen wie Glaube, Liebe und Ausbeutung heraus mit den Fragen
Wie kann ich die Ablehnung von Ausländern, Fremden vermeiden,
wie kann ich mit meiner Angst und den anderen Vorstellungen, Vorgehensweisen und den daraus eventuell entstehende Aggressionen umgehen, ohne andere emotional oder körperlich zu verletzen,
wie schaffe ich es, meinem Gegenüber, meinem Freund zum Lächeln zu bringen, wenn diese einmal verzweifelt, enttäuscht, emotional verletzt sind, keine Freude haben?
Aus diesen Themen und Fragen entstanden drei Gruppen, als erstes die Theatergruppe.
Hier sollte und wurde das Theaterstück „Endlich, unendlich“ einstudiert und aufgeführt, das von der südafrikanischen Lebensphilosophie UBUNTU handelt, was soviel bedeutet wie „Ein Mensch ist ein Mensch durch andere Menschen“. Der Inhalt des Stückes zeigt, dass unterschiedlichen Kulturen, Menschen nicht voneinander zu trennen sind. Durch die Philosophie UBUNTU, deren Verbreitung und Anwendung, entsteht eine Welt, in der Missverständnisse problemloser und einfacher zu lösen sind.
Die Teilnehmer der Theatergruppe, hier Kinder Jugendliche und junge Erwachsene, kamen aus den unterschiedlichsten Nationen. Die Vielfalt der Kulturen diente dazu sehr schnell festzustellen, dass es Wünsche, Sehnsüchte
betreffend eines gemeinsamen Umgangs, eines gemeinsamen Lebens unter Anerkennung, Verständnis und Toleranz gibt, gerade bei dem täglichen Kampf um Anerkennung, Befriedigung, Liebe. Auch dienten die verschiedenen Herkünfte der Darsteller der Feststellung der Gruppe, dass der tägliche Kampf um das Leben, oft dem überleben überhaupt, nur durch ein menschliches Miteinander funktioniert.
In der zweiten Gruppe wurde in der ersten Phase mit Linolschnitten gearbeitet. Nach deren Fertigstellung wurden diese Schnitte als Druckstöcke verwendet um damit 90 weiße T-shirts in den Farben Rot Gelb, und Schwarz für die Teilnehmer zu bedrucken. Inhalt dieser Aktion, die mit einer Modeschau abgeschlossen wurde, war die Gemeinsamkeit, die Gleichheit, aber trotzdem auch die Vielfalt als großen Reichtum, auch als Entwicklungsmöglichkeit zu verstehen. Innerhalb der zweiten Phase sollte das Miteinander, als Basis für ein sinnvolles, tolerantes gemeinsames Leben verdeutlicht werden, sowie deren Abhängigkeit, deren Zusammenhang davon. Dieses wurde und wird ebenso von vielen Philosophen gesehen. So erkannte Leibnitz zum Beispiel dieses in der Lehre, in der in sich unteilbaren Einheit, der Monade und nannte es die Ureinheit der Weltsubstanz, wobei wir hier bei der Mathematik waren. Diese erscheint aber so nicht mehr so trocken, theoretisch, sondern erfährt plötzlich eine erfassbare Größe. Wie eine Zahl immer im Zusammenhang zur Nachbarzahl steht, so steht neben uns ebenfalls immer etwas, jemand, der Nachbar, der Freund,... Nur gemeinsam als Einheit werden wir die eigen Probleme, die der anderen, unserer Erde leichter lösen können, um diese, unsere Heimat, unseren Planeten, als teil der Weltsubstanz zu erhalten.
Dieser Inhalt wurde ausführlich und sehr intensiv bei der Durchführung dieser Phase erörtert. In der Durchführung wurden im Grunewald Baumäste gesammelt, um damit in der Schule einen „UBUNTU-Baum“ herzustellen, symbolisch für das Miteinander der Menschen, an dem die Beteiligten ihre Vorstellungen, Wünsche und Sorgen mit Zetteln hefteten. Einige Kinder hat diese Arbeit dazu angeregt, ihre Erlebnisse, die sie in diesem Projekt erfahren konnten, aufzuschreiben.
Die dritte Gruppe agierte als Tanzgruppe. Im Tanz wurden die Alltäglichkeiten, die Frustration, die ängste, die Wut, etc. verarbeitet. Zwei Schüler trommelten zu verdeutschten afrikanischen Gesängen und die anderen Beteiligten führten Tanzschritte, wie begrüßen, fegen, schminken, schimpfen, usw. aus, die den täglichen Alltag symbolisierten.
Während der gemeinsamen Arbeit wurde beschlossen die drei Gruppen zum Abschluss in einer gemeinsam einstudierten Performance zu einem Ganzen zu vereinen, als Ausdruck und Zeichen für Freundschaft, Toleranz und gegenseitige Akzeptanz. Es kann bemerkt werden, dass alle Beteiligten, einschließlich des pädagogischen Personals, sich an diesem Projekt mit Spaß, Freude und Engagement beteiligt haben.